Am 19. September 2023 fand in der Zeit von 8.30 bis 15.00 Uhr in der Zweibrücker Festhalle die diesjährige Zweibrücker Ausbildungsmesse statt. Schüler aus den umliegenden Schulen, die demnächst vor der Berufswahl stehen, werden von Firmen, die Ausbildungsplätze anbieten können, umworben. Die umliegenden Schulen nehmen dieses Angebot sehr gern an und nutzen die Chance, den Jugendlichen aufzuzeigen, was der Arbeitsmarkt in der Region zu bieten hat.
Unter die zivilen Arbeitgeber mischen sich zunehmend militärische, wie die Bundeswehr oder die Airbase Ramstein, aber auch Rüstungsunternehmen, die durch Produktion von Dual-Use-Gütern nicht direkt als solche erkennbar sind, wie General Dynamics.
Unsere Aktion in diesem Jahr war darauf ausgerichtet, darüber aufzuklären.
Ganz im Sinne der Kampagne „Unter 18 nie“, meldeten wir einen Infostand neben dem Bundeswehrtruck vor der Festhalle an. Wir machten mit unserem Banner „Kein Werben fürs Sterben” darauf aufmerksam, dass hier Jugendlichen der Dienst in den Streitkräften angepriesen wird. Rund 200 Flugblätter mit dem Comic der DFG-VK „Bevor du unterschreibst …” konnten wir an interessierte Schüler verteilen.
Die Gespräche, die wir führten, waren so vielfältig wie die Auffassungen. Es gab Jugendliche, deren Eltern bereits bei der Bundeswehr waren, und für die vollkommen klar war, dass sie auch dort hingehen würden.
Andere sagten, sie gingen nur an den Truck, weil ihre Lehrer sie hinschickten. Es kamen Lehrer an unseren Stand, die unsere Aktion ausdrücklich begrüßten. Ein Mitarbeiter der Stadt störte sich an der Homepageadresse auf unserem Banners „http://www.schulfrei-für-die-bundeswehr.de/“ und meinte wir seien töricht, denn die Schüler hätten doch frei, weil sie heute die Bundeswehr besuchten. Den Hinweis, dass die Homepageadresse im Kontext mit der Werbung von Jugendoffizieren an Schulen zu verstehen sei, wollte er nicht gelten lassen.
Ein älterer Lehrer meinte lediglich, wir seien hier fehl am Platze. Auf Nachfrage warum er dies so sehe, meinte er nur, er sei anderer Meinung.
Uns war es wichtig aufzuzeigen, dass Soldat kein Beruf wie jeder andere ist, und dass man den Dienst nicht wie jede andere Arbeit einfach kündigen kann. Sich beim Militär zu verpflichten, ist keineswegs so normal, wie es von den professionellen Werbern dargestellt wird.
Dafür, junge Menschen für das Kriegshandwerk zu gewinnen, werden hunderte Millionen Euro für gezielte Werbemaßnahmen investiert. In Kenntnis dieses Sachverhaltes sind Aufforderungen wie „Mach was wirklich zählt!“ oder „Wir kämpfen auch dafür, dass du gegen uns sein kannst“ schnell enttarnt als das was sie wirklich sind, nämlich Werbung. Ganz klar erkennbar ist: Um Menschen für das Metier des Tötens und Getötetwerdens zu gewinnen, bedarf es sehr tief in die „psychologische Trickkiste“ zu greifen und/oder starke finanzielle Anreize dafür zu schaffen.
Darum wird mit einem Studium (in Uniform) mit Entlohnung gelockt oder mit einer Berufsausbildung incl. Lkw-Führerschein, die man für das anschließende Zivilleben weiternutzen kann. So ist es wenig verwunderlich, dass Soldaten immer sehr jung sind.
Die Ausbildungsmesse fiel in diesem Jahr zufällig in die Aktionswoche „Stoppt das Töten in der Ukraine“. Auch hier gilt: Kein Soldat, kein Krieg. Darum unsere Forderung: Schutz für Deserteure und Kriegsdienstverweigerer. Die Weigerung andere Menschen zu töten, ist ein unabdingbares Menschenrecht.