Im Rahmen der diesjährigen 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe besuchte uns am eine knapp 20-köpfige Delegation von TeilnehmerInnen aus aller Welt in Kaiserslautern, Landstuhl und Ramstein. Der Besuch fand mit Unterstützung der Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der Evangelischen Kirche der Pfalz statt und wurde noch initiiert durch unseren Anfang des Jahres – durch einen tragischen Unfall – verstorbenen langjährigen Vorsitzenden und Friedenspfarrer Detlev Besier.
Der ÖRK ist eine Gemeinschaft von 352 Kirchen aus mehr als 120 Ländern, die weltweit über 580 Millionen Christinnen und Christen vertreten mit Hauptsitz in Genf. Die Delegierten treffen sich alle 6-7 Jahre. Der ÖRK (engl. WCC World Council of Churches) wurde 1948 in Amsterdam gegründet. Dort einigten sich – nach dem millionenfachen Tod und Leid und der himmelschreienden Grausamkeit im Zweiten Weltkrieg – Zugehörige zu damals 150 Kirchen aus der ganzen Welt auf das gemeinsame Bekenntnis: Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein.
Die Treffen finden weltweit statt, in diesem Jahr erstmals in Deutschland (Karlsruhe), zuletzt in Südkorea, Brasilien, Simbabwe und Australien.
Die Teilnehmenden reisten mit dem Bus an. Sie erhielten eine Führung durch die gesamte Kaiserslauterer US-amerikanische Militärregion, KMC (Kaiserslautern Military Community) von Ost nach West. Beginnend am Kaiserslautern Army Depot und dem Kaiserslautern Equipment Support Center vorbei an der Panzer Kaserne, Daenner Kaserne und der Kleber Kaserne nach Vogelweh zu den Pulaski Barracks und Kapaun Barracks in Einsiedlerhof. Dort sahen sie auch das Warrior Preparation Center sowie die vollkommen auf die US-Soldaten ausgerichteten Autohäuser und Geschäfte an der Durchgangsstraße nach Landstuhl, der Pariser Straße. Von hier aus ging es weiter zur Burg Nanstein und von dort zum Aussichtspunkt “Herrenwäldchen” mit Panoramablick auf die Ramstein Air Base. Den Interessierten wurde so ein Eindruck von der außerordentlichen Militärdichte in dieser Region vermittelt. Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Evangelischen Gemeindehaus in Landstuhl folgten Vorträge, zunächst über die ökonomische Bedeutung der Base für die Region, dargestellt durch den Bürgermeister von Landstuhl, und danach eine kritische Bilanzierung seitens der Friedensbewegung, vertreten durch die FIW und FwF (Frauen wagen Frieden).
Danach nahmen die Besucher am monatlichen Friedensgebet an der Westzufahrt zur Air Base teil und besuchten den Gedenkstein zur Flugtagskatastrohe von 1988.
Das Ausmaß der Air Base mitsamt der zugehörigen Logistik, wie dem weltweit größten Munitionsdepot bei Miesau und der Drohenrelaisstation, war den Teilnehmern so nicht bekannt, und versetzte sie in Erstaunen. Die Rückfahrt, vorbei an dem Milliardenprojekt des Hospitalneubaus, gab einen weiteren Denkanstoß. Offensichtlich steht die Forderung nach Beendigung aller Kriege und Beseitigung der Kriegsursachen in eklatantem Widerspruch zum tatsächlichen Ausbau der Kriegslogistik und der Erwartung von noch mehr Opfern seitens des US-Militärs. Wozu sonst baut man ein so immenses Militärsanatorium – ohne Rücksicht auf Umweltbelange – mitten im Wald auf einer Grundfläche von rund 600 mal 300 Metern? Hier entsteht ein Militärkrankenhaus mit mehr als 4.000 Zimmern, davon 120 Untersuchungsräume und 9 OP-Säle.
Fazit: Solche Besuche tragen einerseits dazu bei, Außenstehende zu informieren, gleichzeitig dienen sie dazu, dass auch wir uns diese kaum fassbare Militärmacht erneut ins Bewusstsein rufen, im Wissen, dass wir durch Friedensbewegte weltweit unterstützt werden.